Vorgeschichte
Sehr lange habe ich versucht ein Bild vom Orion mit Barnards Loop als „normales“ RGB-Bild anzufertigen. Das ist leider nicht ganz so einfach: Wenn es denn überhaupt einmal klar ist, muss auch noch der Mondstand passen, denn bei Mond halte ich es für umöglich geeignetes Bildmaterial zu erzeugen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es auch in meinem heimischen Garten zu hell für ordentliche Aufnahmen ist, zumal am Südhimmel die Lichtglocke von Bremen alles dichtstrahlt. Ich muss also auch noch rausfahren. Damit kommen als nur noch Nächte infrage, die vor einem arbeitsfreiem Tag liegen. Es ist klar, dass die Nächte, für die diese drei Faktoren erfüllt sind, extrem selten sind.
Auf jedem Fall hatte ich immer ab Oktober mein Setup für das Orion-Foto bereitstehen, damit es notfalls schnell losgehen kann. Aufgrund meiner zahllosen Fehlversuche war auch das Framing schon festgelegt und dokumentiert, so das ich auch diesbezüglich keine weiteren Experimente mehr machen musste. Das Bild zeigt das Ergebnis einenes Fehlversuches aus dem Breddorfer Moor, wo ich kurz nach Beginn der Aufnahmeserie wegen Wolken abrechen musste. Immerhin war herausgekommen, dass das Framing noch zu optimieren ist. Der Kreis zeigt den zukünftig anzupeilenden Mittelpunkt des Bildes an. Mein Notizen für das nächste Mal sind nachfolgend aufgeführt.
Bildausschnitt: siehe Bildausschnit.jpg, dort ist der Zielpunkt für den Leuchtpunktsucher markiert. ACHTUNG: der muss dafür auf die Bildmitte justiert sein. Fokussieren mit APT Tools und HFM-Messung war hier nicht korrekt. Am 09.02.18 ist mir das besser gelungen. HWB war um 1.6 arc sec. SORGFÄLTIG FOKOSSIEREN! Blende 4.0 50 x 4 min bei ISO 800 das entspricht 3 1/2 Stunden.
Der Fototermin
Im Oktober 2018 hat es endlich gepasst. Es war klar und der Mond sollte nach Mitternacht untergehen. Also bin ich kurzerhand in die Lüneburger Heide gefahren. Das Auto auf dem Parkplatz abgestellt und zu meinem geplanten Aufbauplatz marschiert. Das sind vielleicht so 1,5 km. Auf dem zweithöchstem Berg der Heide habe ich dann meinen Star Adventurer aufgebaut und Frames eingefahren.
Es war eine windige aber recht warme Nacht. Trotzdem konnte ich mehr schlecht als recht in meinem Schlafsack unter den Büschen schlafen. Wölfe sollen ja mehr Angst vor Menschen haben als Menschen vor Wölfen – aber ob die das alle wissen? Immerhin konnte ich nach dem Scharfstellen bis zum Morgengrauen Frames sammeln. Insgesamt waren es 45 x 4 min, also genau 3 Stunden Licht. Die Offsets habe ich noch gleich am Ort vor dem Abbauen geschossen. Darks mache ich mit diesem Setup nicht und die Flats mache ich später zu Hause. Die weiteren Aufnahmedaten sind unten in der Tabelle aufgeführt.
Bei der nachfolgenden Bildbearbeitung stellte sich schnell Frustration ein. Irgenwie hatte ich mir so blöde Gradienten eingefangen, dass ich die gesamte Bildverarbeitung nicht in den Griff bekommen habe. Natürlich war neben dem Orionnebel, der Pferdekopfnebelregion auch Barnards Loop gut zu erkennen. Alles wurde aber durch den unzureichend entfernten Hintergrund oder Gradienten gestört. Also stellte ich letzlich meine Bemühungen ein und buchte die Nacht unter Fehlversuch…
Das fertige Barnards Loop Foto
Im Rahmen der Planungen für kommende Fotos überkam mich im Oktober 2019 die Versuchung doch noch mal in das Material aus dem vergangen Oktober zu schauen. Diesmal freundete ich mich mit den Rohdaten an und ich war mit der Bildbearbeitung zufrieden! Auch Barnards Loop war ausreichend gut sichtbar, wenn auch nicht in der Tiefe, wie es an richtig dunklen Standorten möglich wäre, z.B. dieses APOD.
Doch kein Fehlversuch. Im Groben habe ich jetzt nachfolgend zusammengfasste Schritte in PI durchgeführt. Ist schon einiges zusammengekommen. Denoch sollte eigentlich nur das zu sehen sein, was auch wirklich da ist.
-
- Vorverarbeitung: Kalibrieren mit Offsets und Flats, Registrieren und Stacken.
- Bildverarbeitung der linearen Bilddaten: Rauschen reduziert, Canon Banding Filterung, Farbkalibration.
- Strecken.
- Bildverarbeitung der nichtlinearen Bilddaten:
- Aufteilung in große und kleine Strukturen per MLT, CT, HT, Rauschen weiter reduziert.
- Wieder in ein Bild zusammengesetzt.
- Aufteilung in ein Bild mit Nebeln und ein Bild mit nur Sternen: im Nebelbils Gradienten weiter entfernt, über Masken Helligkeit angepasst und die dunklen Bereicht sehr stark rauschredziert.
- Wieder in ein Bild zusammengesetzt.
Das abschließende Feintuning erfolgte in PS. Es handelte sich aber nur um drei Kleinigkeiten: Schwarzpunkt anpassen, einen kleinen Rest des Gradienten entfernen und Wasserzeichen einfügen.
Daten | |
Objekt | Orion mit Barnads Loop aufgenommen am 14. Oktober 2018 ca. 01:30 bis 05:00 |
Ort | Turmberg, Lüneburger Heide |
Optik | Mamiya Sekor C 80mm f/1.9 fokussiert mit Cuzdi Maske |
Kamera | Canon EOS 5Da MkII at ISO 800 |
CLS-CCD Clip Filter |
|
45 x 4 min in Summe 3 h Kalibrierdaten: 28 Flats, 25 Bias |
|
Montierung | Star Adventurer with guiding |
Guiding | MGEN at Kowa 100mm f/2.8 Lens |