Seit kurzem bin ich stolzer Besitzer eines Canon 10×42 L IS WP. Der Gedanke eines Fernglases umtrieb mich seit nahezu zwei Jahren. Sein Einsatzzweck nach Prioritäten sortiert sah ungefähr so aus:
- Ich möchte draussen im Feld beobachten, wenn das fotografische System aufgebaut ist und läuft. Damit wäre das ein Einsatz unter halbwegs dunklem Himmel ohne Stativ, da ich in so einem Fall in der Regel schon genug Geräte dabei habe.
- Im Urlaub unter einem dunklen Nachthimmel ohne und ggf. auch mit einfachem Stativ.
- Auch mal Nachthimmel mit der Familie. Da ist vielleicht mehr Wunsch der Vater des Gedanken. Mit Stativ.
- Ggf. in der Natur auf Wanderungen etc.
Ich bin Brillenträger und der Einsatz wird vorwiegend freihändig sein. Alternativ habe ich über ein 7×42 oder 8×42 Glas nachgedacht, mich aber letztlich für das schwerere aber bildstabilisierte Glas entschieden.
Gesamteindruck des Canon 10×42:
Die Bildstabilisierung ist der Bringer. Das Bild wird deutlich ruhiger und ermöglicht – sofern die Kopfhaltung das zulässt – ein ruhiges und entspanntes Beobachten. Ohne die Stabilisierung des Canon 10×42 hätte ich die meisten Objekte vermutlich gar nicht gesehen. Allerdings macht ein ruhiger Stand, Sitz oder gar Liegestuhl trotzdem Sinn. So habe ich M81 im Zenit auf dem Rücken liegend im Liegestuhl betrachtet.
Das Gesichtsfeld ist mit 6.5 Grad ordentlich groß. Da mein Teleskop mit 2.5 Grad schon den Namen Richfielder tragen darf, dachte ich 6.5 Grad sind der Wahnsinn. Stimmt ja auch, aber weniger sollte es auch nicht sein. Mehr geht natürlich immer.
Das Einblickverhalten ist gut und in der Praxis besser als sich 16mm Pupillenabstand lesen. Ich beobachte mit Brille und entsprechend eingeschobenen Augenmuscheln. Dabei reicht es dann die Augenmuscheln an der Stirn abzustützen. Trotzdem war keine Übersensibilität und kein nervöses Einblickverhalten feststellbar.
Über die Bildqualität wurde schon viel geschrieben und jeder wird da sicher etwas hinzufügen können. Nach ersten Versuchen am Tag mit dunklen Kanten vor hellem Himmel war ich aufgrund der festgestellten Farbsäume schon beunruhigt und dachte gar ein Mängelexemplar erwischt zu haben. Am Nachthimmel stellte sich das zum Glück ganz anders und einfach dar: Keine störenden Farbsäume. Mond habe ich nicht versucht, ist für mich bei einem 10×42 Glas auch kein Thema. Beeindruckt hingegen hat mich die Farbdarstellung der Stern 30 bzw. 31 Cygni. Scharfe Sterne mit deutlicher Darstellung der (vermutlich echten) Sternenfarbe. Bzgl. Des Schärfeverlaufs im Gesichtsfeld kann ich keine Angaben machen, da ich mehr oder weniger geradeaus durch das Glas schaue und weniger mit den Augen das Gesichtsfeld „abrolle“. Ich glaube x-Prozent Angaben geben hier auch eine Objektivität vor, die in Wirklichkeit nur schwer erreichbar ist. Verglichen mit den low bis mid price Geräten die ich kenne ist die Bildqualität des Canons erheblich besser. Inwieweit das mit dem einen oder anderen Premiumglas verglichen werden kann oder eben nicht, sollte jeder für sich entscheiden. Für mich ist es in der Praxis ein wirklich gutes Glas.
Noch ein Wort zur AP. Ich habe mit lange Gedanken gemacht, ob die 4.2mm nicht doch zu klein sind und unter dunklem Himmel nicht zu viel Licht verschenken. Zumindest im heimischen Garten passt das genau. Dort ist es meistens doch so hell, das eine größere AP nur helleren Hintergrund liefert. Bin schon auf dunkle Standorte gespannt…